30. Juni - 18. August 2019
Museum Chasa Jaura Valchava Val Müstair
mit
Nicole Dunn
Pascal Lampert
Theres Liechti
Vera Malamud
Thomas Sterna
„Der Sinn klebt am Menschen: auch wenn er Unsinn schaffen will, produziert er schliesslich den Sinn des Unsinns.“ Roland Barthes
Der Titel der Ausstellung ist eine Worterfindung. Das Wortzusammenspiel besteht aus Deutsch „Sinn“ und
Romanisch „sen“. SINNSEN und SENSINN tönt asiatisch, ist aber zugleich Romanisch Deutsch solide untermauert.
Die Ausstellung widmet sich unseren fünf Sinnen und geht auch den Fragen nach dem Sinn und Zweck unseres Tuns und Daseins nach.
Nicole Dunn
Lebt und arbeitet in Valchava Val Müstair
„Die Wirklichkeit?
Ob sie in meinen Bildern abgebildet ist?“
Da sind „Schlafstätten“. Sie sind zerbrechlich.
„Gewebe“ löste ich auf.
„Der Garten der Lüste“ ist ein Traum.
Die „Jagd nach dem Einhorn“ ist erfolglos.
Aber da ist die „Dame“, die wartet,
bis sich das Einhorn freiwillig stellt
zu ihrer Erleuchtung...
derweil „Blumen“ sanft
aus dem Stundenbuch der Anne de Bretagne
auf roten Samt herabsinken.
Durch die speziellen Umstände im Museum Chasa Jaura und den kurzen Transportweg ist es erstmals möglich, die „Modelle für Schlafstätten“ aus dem Jahre 1987/88 vollständig auszustellen.
Theres Liechti
Die Multimedia Künstlerin Theres Liechti (*1968 in Zürich) lebt und arbeitet seit 1990 in Winterthur. Von 2002-2007 studierte sie an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich. Sie hat den Förderpreis der Stadt Winterthur bekommen und ist Preisträgerin der Fontana-Gränacher Stiftung, sowie der Carl Heinrich Ernst Kunststiftung. Sie zeigte ihre Arbeiten in diversen Ausstellungen.
Zu Theres Liechtis zentralen Themen zählen die Zartheit des Lebens, Heile-Welt-Vorstellungen und deren Fragilität.
Medial ist Theres Liechti eine Grenzgängerin, die sich zwischen Zeichnung und Objekt, Film, Fotografie und Installation bewegt.
Im Winter 2018 und 2019 durfte Theres Liechti jeweils einige Wochen im atelier da giast, in Sta. Maria Val Müstair, wohnen und arbeiten, welches von Vera Malamud und Pascal Lampert seit 2017 betrieben wird.
Ausgehend von den romanischen Wandmalereien in der Klosterkirche Müstair, begann sie sich mit dem Thema der Salome zu beschäftigen. Theres Liechti recherchierte auf dem Smartphone über weitere Bildnisse von Salome und dem Haupt des Johannes und zeichnete sie direkt vom 4 Zoll Display ab.
Diese Farbstiftzeichnungen „Salome 4 Zoll“ werden in der Stube der Chasa Jaura gezeigt. In weiteren Räumen des Hauses sind die ortsbezogenen Projektionen „Schweinemagd“ 2011, „Monster“ 2009
und „Weiße Tiere-Magd", aus dem Jahre 2018 zu sehen.
Vera Malamud
Lebt und arbeitet in Sta. Maria Val Müstair
„Ich zeichne, um das, was mich umgibt, zu verstehen und neue Welten jenseits des Sichtbaren zu entdecken. Die Linie bietet mir eine Fülle von Möglichkeiten, Dinge zu erfinden, auf die Suche nach Unerwartetem und Überraschendem zu gehen.“
Die Zeichnungen von Vera Malamud, die sich durch Aussparen und Verdichten zu feinstofflichen Systemen zusammensetzen, könnten sich sowohl im Mikro- als auch im Makrokosmos finden. Gebilde, die genauso unter dem Mikroskop wie im Universum zu entdecken sind, erinnernd an Strukturen eines Atoms oder Sonnensystems.
Wie der Titel von Vera Malamuds neuesten Zeichnungen „definias“ 2018 sagt, (mögest Du selber definieren) sind sie vom Besucher und der Besucherin noch zu definieren.
Die Arbeit „Der verlorene Heimweg“, eine Bleistiftzeichnung aus dem Jahr 2012, folgt mehr der Linie als der Schraffur. Eine Weltkugel aus Kügelchen. Was hält sie zusammen diese nicht geordnete Welt,fernab menschlicher Berechnung?
Pascal Lampert
Lebt und arbeitet in Sta. Maria Val Müstair
Die Triebfeder der künstlerischen Arbeit von Pascal Lampert ist das Beobachten und Ausloten von Raum.
Ihn faszinieren die verschiedenen Umgebungen, in denen wir Menschen uns tagtäglich bewusst oder unbewusst bewegen. Mit verschiedensten Medien untersucht er den Zauber des uns umgebenden Raumes. Die Erfahrungen und Entdeckungen werden jeweils in einem der Form und dem Inhalt der Arbeit
entsprechenden Medium realisiert. So entstehen parallel Arbeiten in den Bereichen der performativen Aktion, Audio, Video und der Malerei. Diese können aber auch kombiniert auftreten. Alle seine Arbeiten sind in einem Grundgefühl verankert, das, bei aller Klarheit der Form, stets auch deren Vergänglichkeit mitdenkt.
2014 nahm er den Haupttalfluss der Val Müstair, den „Rombach“, an 136 Orten zwischen Tschierv und Glurns auf. Diese Arbeit ist nun erstmals in voller Länge in dem grossen Kellerraum der Chasa Jaura zu hören. In der Arbeit „MikrokosmosVM“ 2019 untersucht Pascal Lampert sein Bildarchiv der Val Müstair. Er reduziert die maximale Breite oder Höhe seiner digitalen Fotografien auf einen Zentimeter, druckt diese aus und fotografiert diese wieder unter dem Mikroskop. So entstehen Bilder, die in ihrer Auflösung stark an den Pointillismus der Impressionisten erinnern. Unsere Jagd, die Welt in immer höherer Auflösung festzuhalten, wird hier auf eine poetische Art und Weise hinterfragt.
„35 Jahre, 3961 Zentimeter, 9985 Gramm“ ist eine Hommage an seinen Schwiegervater.
Im Dachstock der Chasa Jaura nimmt Lampert den Klang des Wassers nochmals auf und führt in der Videoarbeit, „kleines Aquarell” 2018, die Natur der Val Müstair mit dem Paradeplatz der Stadt Zürich zusammen.
Thomas Sterna
Lebt und arbeitet in Meran
Die künstlerische Arbeit von Thomas Sterna war, nach seinem Studium bei Ansgar Nierhoff, zunächst autobiografisch motiviert. Es ging ihm um Identitätsthemen, sowie um seine aktuelle Lebenssituation und die sich daraus künstlerisch ergebenden Fragen.
Heute laufen seine autobiografisch motivierten Projekte parallel zu Arbeiten, die eher soziologische Themen umkreisen. Die in den letzten Jahren entstandenen Installationen, Performances und Eingriffe im öffentlichen Raum, umkreisen die Problemfelder, die sich für Sterna aus den Widersprüchen im Kunstbetrieb ergeben. Zentrale Bedeutung bekommt dabei die Frage, wie er sich als Künstler unter den gegebenen Bedingungen seine kreative Autonomie bewahren kann.
Mit dem „grossen Fragezeichen“, welches Thomas Sterna im Garten der Chasa Jaura installiert, setzt er ein Statement zur Urfrage des Menschen. „Woher kommen wir? Wer sind wir? Wohin gehen wir?“
Ein Aufruf also, über die wahren Zusammenhänge des eigenen Lebens zu reflektieren und so neue Erkenntnisse zu gewinnen. In der neuen Küche der Chasa Jaura stellt Sterna in der Dokumentation seiner Performance, „The Perfect Kitchen Show“ von 2013, die Küche auf den Kopf.
Im Keller zeigt er seinen „Brunnenmann“ aus dem Jahre 2001, der für die Ausstellung neu adaptiert und auf die spezielle räumliche Situation angepasst wurde. Vis a vis wird, auf einer Lastkraxe aus der Sammlung des Museums, die Dokumentation seiner Performance „Notfalltropfen (Eis für den Guslar Ferner)“ aus dem Jahre 2013 gezeigt.
Nicole Dunn "Modell für Schlafstätte" 1987/88
Naturmaterialien
Nicole Dunn "Modelle für Schlafstätten" 1987/88
Naturmaterialien
Nicole Dunn "Garten der Lüste" 2003
Ballongummi, Spiegel
Nicole Dunn "Einhorn auf Granatapfel" 2019
Granatäpfel, Aquarell, Papier, Draht
Nicole Dunn "Zaun für Einhorn" 2019
Birnbaum, Modellbau nach Wandteppich "Einhorn in Gefangenschaft" Metropolitan Museum of Art New York
Nicole Dunn "Gewebe weg" 2014 Leinen
Nicole Dunn und Pascal Lampert "Millefleurs" ( Les noms des plantes du livre d`Heures d`Anne de Bretagne )
2019
Baumwollsamtstoff, HD-Video 40 min.
Nicole Dunn und Pascal Lampert "Millefleurs" ( Les noms des plantes du livre d`Heures d`Anne de Bretagne )
2019 Baumwollsamtstoff, HD-Video 40 min.
Theres Liechti "Salome 4 Zoll-Heintz-Wien" 2019
Farbstift auf Papier 21 x 29.7 cm
Theres Liechti "Salome 4 Zoll-Unbekannt-Müstair" 2019
Farbstift auf Papier 29,7 x 21 cm ©Theres Liechti
Theres Liechti "Schweinemagd" 2011
Stop Motion Animation 00:32 Loop
Theres Liechti "Monster" 2009
Stop Motion Animation 09:39 Loop
Theres Liechti "Weisse Tiere-Magd" 2018
Stop Motion Animation 00:10 Loop
Vera Malamud "definias" 2018
Farbstift auf Papier 50 x 70 cm
Vera Malamud "definias" 2018
Farbstift auf Papier 50 x 70 cm
Vera Malamud "Der verlorene Heimweg" 2012
Bleistift auf Papier 150 x 170 cm
Pascal Lampert "Il Rom, Rombach, Rambach, Rio Ramm" 2014/19
Audioinstallation 95 min.
Pascal Lampert "MikrokosmosVM" 2019
digitale Fotografien auf HD-Video
Pascal Lampert "MikrokosmosVM / Belvair 21. Juli 2010" 2019
digitale Fotografie auf HD-Video © Pascal Lampert
Pascal Lampert "35 Jahre 3961 Zentimeter 9985 Gramm" 2018 Holzsammlung in geschnitzter Arvenholzkiste, Videomonitor
Pascal Lampert "kleines Aquarell" 2019
HD-Video 05:15 min.
Thomas Sterna "Das grosse Fragezeichen" 2018 Holz, Metall, LED-Beleuchtung, Drehmotor
Thomas Sterna "The Perfect Kitchenshow" 2013
HD-Video 12 min.
Thomas Sterna "Brunnenmann" 2001 Video PAL auf HD-Video 5 min. mit Ton
Thomas Sterna "Notfalltropfen (Eis für den Guslar Ferner)" 2013
HD-Video 23 min.